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Montag, 5. Oktober 2009

Bali, 8. Eintrag

Heute ist ein Ganztagesausflug mit einigen Stationen geplant, also stehen wir früh auf und sitzen schon um sieben beim Frühstück. Außer uns finden sich noch nicht viele Gäste dort *lach*

Um 9 sitzen wir dann bei Made im Auto. Zu allererst geht es zum Schmetterlingspark. Schmetterling heißt kupu kupu, wie wir uns erzählen lassen. Im Balinesischen wiederholt man bei der Mehrzahl normalerweise einfach das Wort. Also ein Auto ist auto, viele Autos sind dann auto auto. Nur bei Schmetterling ist es anders, da heisst die Einzahl schon kupu kupu, also heissen mehrere Schmetterlinge kupu kupu kupu kupu. Soviel zur Kurzeinweisung in die Sprache.

Der Eintritt in den Park kostet 40000 IDR pro Person. Da kann man nicht meckern. Im Park fliegen die Schmetterlinge frei umher. Es gibt rostbraune, schwarz-weisse, schwarz-gelbe und schwarz-grüne Exemplare. Auch wunderschöne blaue Schmetterlinge sind zu finden. Die meisten haben eine Flügelspannweite von 10-15 cm. In der Mitte des Parkes ist eine kleine Aufzuchtstation, in der man die verschiedenen Entwicklungsstadien betrachten kann. Wenn die Schmetterlinge schlüpfen, brauchen sie 2 Tage, bis die Flügel trocken sind. Solange blaiben sie in der Station. Diese Schmetterlinge kann man auch auf die Hand nehmen. Eine beeindruckende Sache.

Desweiteren gibt es diverse Käfer, Heuschrecken u.ä. in Terrarien zu bewundern. Was mir nicht so gefällt, ist, dass bei den Skorpionen ein Spalt oben offen ist. Ich hoffe, die können die glatten Glaswände nicht hochkrabbeln und sehe mich aufmerksam am Boden um.

Die nächste Station führt uns zu den heissen Quellen. Für 20000 IDR Eintritt haben wir – so ein Glück – die ganze Quelle für uns alleine. Ein idyllisches Plätzchen, das nur Mutter Natur so gestalten kann. Im Hintergrund Dschungel, dazu 2 Wasserfälle, davor die Quelle mit einem Badebecken mit dem Schwefelhaltigem Wasser mit 38 Grad. Ich habe eine riesige Badewanne nur für mich. Einfach atemberaubend.

Anschließend fährt uns Made zu den Reisbauern in die Felder. Auf dem Weg dahin sehen wir die Vorbereitungen zum Fest nächste Woche, überall wird bereits geschmückt. Wir bitten Made, kurz für ein Foto anzuhalten und – wie der Zufall es will - werden gegenüber unseres Nothaltes gerade Kokosnüsse geerntet. Made verhandelt mit dem Pflücker, während Fritz Fotos macht und kurz darauf haben wir 2 frische Kokosnüsse erstanden. Ganz frisch und jung lassen sie sich mit dem Messer aufschneiden. Made schnitzt die Nüsse zurecht und zaubert Strohhalme und Löffel hervor – und voilá, wir haben einen frischen Coconut-Drink. Wir sind ganz erstaunt, wie viel Wasser in der Nuss ist: Schätzungsweise ein guter Liter. Wir leeren fast die gsamte Nuss (Made bekommt die andere). Dann öffnet Made die Nuss ganz und gibt uns die Löffel. Wir schaben das junge, weiche Fleisch aus der Nuss. Ein Festmahl!

Nun geht’s weiter in die Felder. Wir fahren nicht nur ein bisschen dran vorbei, nein, Made parkt in einem kleinen Hof und wandert dann mit uns durch die Felder. Hierbei vergisst er nicht, uns auf die verschiedenen Pflanzen aufmerksam zu machen: Reispflanzen in allen Formen und jegl. Alters, aber auch verschiedene Bambusarten, Kakaobaum, Guavenbaum, Vanillepflanzen, Bananenblüten, Papayabaum, Peperoni, Zitronengras und Nelkenbaum. Überall erklärt er geduldig, wie die Pflanzen wachsen und wofür sie benutzt werden.

Die Felder selbst sind ein Erlebnis. Grün über Grün, saftig, eine unendliche Pracht. Wir begegnen einigen Bauern die allesamt freundlich grüßen. Keiner scheint sich hier gestört zu fühlen.

Die Aussicht über die Landschaft beeindruckt uns total. Es ist bewölkt und leicht nebelig, aber das macht das Ganze noch interessanter.

Auf einem Motorroller kommen uns 2 kleine Jungs, etwa 10-11 Jahre entgegen. Obwohl sie den Führerrschein er’s mit 17 machen dürfen, sieht man auf dem Land Kinder in dieser Alterklasse ohne weiteres Roller fahren, meist zu zweit oder dritt auf einem Roller. In Bali dürfen offiziell 2 Erwachsene plus 2 Kinder auf einem Roller fahren. Unvorstellbar für uns

Wir machen uns im Anschluß auf zum Tempel, Puri Batu Karu, der etwas verborgen am Rande eines erloschenen Vulkans liegt. Leider spielt das Wetter aber nicht mit, es wird immer dunkler, beginnt zu regnen. Beim Tempel angekommen, hat es sich eingeregnet, man sieht fast nichts. Schweren Herzens kehren wir um und fahren nach Hause. Schließlich haben wir am Abend auch noch was vor, da ist es gar net so schlecht, net in Zeitnot zu geraten.

Made, unser netter Fahrer, bietet uns an, zu warten, während wir uns umziehen und kurz frisch machen. Ist das nicht lieb? Anschließend fährt er uns zum Tempel, nicht ohne uns noch Ratschläge und Verhaltenstipps zu geben. Insbesondere für unsere Rückfahrt (Steigt nicht in ein Taxi, das keinen Taxameter hat, zahlt nicht mehr als 20000 Rupien). Er ist sehr umsichtig.

Am Tempel angekommen, sehen wir schon lauter Einheimische zum Tempel ziehen, alle in traditioneller weisser Kleidung. Kein einziger Nichtbalinese oder Nicht-Hindu ist zu sehen. Wir kommen uns schon etwas deplaziert vor, so als störendes Element. Dann fällt uns zu unserem Schreck ein, dass wir vergessen haben, Made um die Sarongs zu bitten. War jetzt alles umsonst? Dürfen wir nicht hinein? Ein Mann spricht uns an, der zwar sehr bemüht ist und sehr freundlich ist, aber uns nicht so wirklich versteht. Nachdem ich mich weigere, einen weiteren Mann anzusprechen (man weiß ja nicht, ob man das als Frau auf Bali so einfach darf), suche ich mir ein freundlich lächelndes Paar, bestehend aus 2 Damen mittleren Alters, aus. Wir haben Glück, die eine Dame spricht sehr gut Englisch (sie arbeitet in Nusa Dua in einem Hotel) und ist auch gleich bereit, uns zu helfen. Wir warten ein paar Minuten und schon kommt sie mit 2 traditionellen Sarongs und Schärpen zurück. Wir zahlen ihr hierfür gerne die 10 Dollar (hab ich eh noch in der Tasche), die sie dafür will. Unser Trinkgeld, das wir ihnen geben wollen, lehnen sie entschieden ab. Die beiden Frauen bieten uns auch gleich an, die Sarongs richtig um uns zu wickeln. Ebenso wollen sie wissen, ob wir Hunger haben, denn zu diesem Fest bekommt jeder Besucher ein kleines Essenspaket. Wir fragen natürlich sofort nach, ob wir irgendwo eine Spende hinterlassen können und ob das wirklich ok ist, dass wir als Fremde das Essenspaket nehmen, werden aber mit so viel Herzlichkeit dazu eingeladen, dass wir nicht mehr daran rühren wollen. Wir machen Fotos und lassen uns dann in den Sarong wickeln. Anschließend geniessen wir im Beisein der Frauen das Essen. Es ist einfach aber köstlich. Wir sind total satt. Dann stürzen wir uns ins Getümmel zu dem Barongtanz , den wir eine ganze Weile betrachten. Wir stehen ziemlich weit vorne, können alles sehen. Die Menschen um uns rum, fangen auch gleich ein Gespräch mit uns an. Wieder diese ausgesprochen Offenheit, auch Fremde in ihrer Mitte aufzunehmen. Es ist brutal warm unter den vielen Menschen. (Am nächsten Tag erfahre ich, dass es Tausende waren.) Im Barongtanz wird der Kampf zwischen Gut und Böse beschrieben. Während die Hauptänzerin wie in Trance tanzt, greift sie sich öfters an den Kopf. Wir sind irritiert, als sie plötzlich zusammensackt und 2 Helfer sie vom Platz tragen. Anschließend kommen dann die Tänzer, die die Dämonen darstellen. Die Nachfrage bei Nadja (von der wir den Tipp hatten) am nächsten Tag ergab, dass dies das Zeichen war, dass der Geist in die Tänzerin gefahren sei, der Höhepunkt des Tanzes, praktisch die Erleuchtung.

Trotzdem man stundenlang weiterschauen könnte, gehen wir nach einer Weile nach Hause. Irgendwie denken wir trotz allem, die Leute hier sollen ihr Fest ungestört weiterfeiern, wenn es dann zu den Hauptfeierlichkeiten kommt. Man sollte die Freundlichkeit nicht bis zuletzt ausreizen und man ist uns mit solch – für uns Europäer – ungewohnten Offenheit und Freude über unser Interesse begegnet, dass wir ihnen diesen Respekt auch erweisen wollen.

Völlig beeindruckt verlasen wir langsam das Fest und gehen durch die dunklen Strassen von Sanur. Überall begegnen uns Menschen, die gerade Feierabend machen, heimkommen oder eben selbst aufbrechen um am Fest teilzunehmen. Allesamt grüßen uns freundlich, lächeln uns an.

Auf der Hauptstraße angekommen hält auf halber Strecke zum McDonald’s, wo die Taxen zu finden sind, ein Bemo. Wir verhandeln kurz auf die 20000 IDR und ab geht’s nach Hause. Im Donald’s genehmigen wir uns noch einen abschließenden Gute-Nacht-Trunk (ich hatte köstlichen Weißwein, Fritz Bier) und versuchen, all unsere Eindrücke zu verarbeiten.

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