Viel zu früh wachen wir auf... Zum Glück gibt es in den
amerikanischen Hotels immer Kaffeemaschinen am Zimmer und so brühen wir uns
erst einmal ein Käffchen auf.
Kaum macht das Hotelrestaurant auf, sitzen wir beim
Frühstück. Es ist ausgezeichnet sortiert, da kann man sich nicht beschweren,
allerdings mit 14,95 USD pro Nase auch nicht gerade billig. Einmal geht das
schon, aber morgen werden wir auswärts frühstücken.
Kurz darauf machen wir uns auf die Socken. Wir beschließen,
die Metro sausen zu lassen und zu Fuß zum Weißen Haus zu gehen. Wir sind ja um
einiges früher dran als geplant und auf diese Weise kann man viel besser in die
Stadt eintauchen. Am Weißen Haus angekommen, sehen wir Demonstranten und einige
Kameramänner herumstehen.
Auf der Seite
haben sich innerhalb des Zaunes verschiedene Uniformierte mit Fahnen versammelt,
es scheint also eine Veranstaltung stattzufinden.
Am Dach des Weißen Hauses
tauchen bewaffnete Schützen auf.
Und dann passiert es: Sirenengeheul über
Sirenengeheul und plötzlich kommt die Kolonne um die Ecke: Motorräder,
Polizeieskorte, Secret Service, dazwischen die beiden Limousinen, die
Präsidentenlimo und der Dummy. Höchste Alarmbereitschaft auf den Dächern und
vorm Haus. Es läuft uns eiskalt den Rücken herunter: Barack Obama is arriving…
Natürlich sehen wir ihn nicht aussteigen, das wär des Glückes zu viel, aber die
Gewissheit, dass gerade der mächtigste Mann der Welt an uns vorbei gefahren
ist, lässt einen die feinen Härchen an den Armen aufstehen. Das hat man nun
doch nicht alle Tage, welch ein Erlebnis…
Wir gehen auf die andere Seite des Weißen Hauses zur
Ellipse. Etwas verwundert stellen wir fest, dass das Gebäude aus der Nähe viel
kleiner wirkt und man es von Bildern so kennt, als ob es mitten im Grünen
stände, es in Wirklichkeit aber total eingebettet in eine Reihe von größeren
Gebäuden ist. Ist schon interessant, was der Blickwinkel alles ausmacht.
Vom Weißen Haus aus geht’s es zum Washington Monument.
Inzwischen bricht die Sonne durch den Wolkenhimmel und es sieht so aus, als ob
wir einen sonnigen Tag bekämen.
Wir sind eine Stunde zu früh für unsere
gebuchte Führung, aber ein kurzes Schwätzchen mit dem Personal und schon sind
wir – nach entsprechender Gepäckkontrolle – im Aufzug nach Oben. Von der Spitze
aus kann man auf jeder Seite aus 2 Fenstern über Washington blicken. Man kann
alles gut erkennen: Das Pentagon und Arlington Cemetry auf der einen Seite, den
Reflecting Pool und das Lincoln Memorial auf der nächsten, dann das Weiße Haus
und in der Ferne die National Cathedral und auf der letzten Seite das Old Post
Office, das FBI und das Kapitol. Um nur ein paar der Sehenswürdigkeiten zu
nennen, die man entdecken kann.
Bei der Fahrt hinunter verringert der Aufzug mehrmals die
Geschwindigkeit und wie von Geisterhand werden die Milchglasscheiben klar. Man sieht
verschiedene Steinplatte im Inneren der Monumentwände. Die Platten gedenken der
Bundesstaaten.
Wieder festen Boden unter den Füssen steht uns ein längerer
Marsch bevor. Wir wollen zum Lincoln Memorial. Aber erst einmal halten wir uns
längere Zeit beim World War II Memorial auf, eine sehr geschmackvoll und würdig
konstruiertes Gedenkstätte, dessen Mittelpunkt Wasserspiele bilden.
Dann geht es am Reflection Pool entlang weiter zum Lincoln
Memorial. Der vordere Teil des Pools ist unter Reparatur, aber das sind wir ja
gewöhnt. In jedem Urlaub ist irgendetwas verhüllt. Leider ist der Pool nicht
die einzige Baustelle, wie wir später noch feststellen…
Und schon wenig später steigen wir voller Vorfreude die
Treppen zum Lincoln Memorial hinauf.
Die Lincoln Statue… Endlich sehen wir sie in der Realität. Und
sie enttäuscht uns wirklich nicht. Das
Innere des Memorials wirkt genauso erhaben, wie wir es uns vorgestellt haben.
Es gibt praktisch nichts in dem ganzen langen Bereich, wo
man kleine Snacks oder etwas zu trinken bekommt und so nutzen wir ganz schnell
den kleinen Kiosk an der Seite des Memorials und machen eine Verschnaufpause.
Danach fühlen wir uns bereit für den nächsten Part. Zuerst gehen wir zum Korean
War Veterans Memorial. Dieses ist aus meiner Sicht die berührendste der
verschiedenen Gedenkstätten. Zwischen dem Wacholder sind Figuren in voller Kampfausrüstung
aufgestellt, so wie sie sich durch koreanisches Gelände bewegt haben könnten.
Die Figuren sind sehr realistisch dargestellt, was einem das Grauen des Krieges
vermittelt.